Das Narzissmus-Konzept muss – so zeigen es neuere Forschungsbefunde – differenziert betrachtet werden. Entgegen vergangener Annahmen verfügen Menschen mit einer (sehr) starken Ausprägung dieser Persönlichkeitseigenschaft durchaus über eine gewisse innere Stabilität und wie andere auch, freuen sie sich und sind stolz, wenn sie ankommen bzw. ärgern sich, wenn sie keine Beachtung finden, jedoch fallen diese Reaktionen (deutlich) stärker aus als üblich. Und tatsächlich halten sie sich für etwas Besonderes, haben ein Anspruchsdenken und streben nach Status, jedoch tun sie dies nicht stets und überall (s. a. Back, 2023). Sie als Menschen abzutun, die ständig mit der Kompensation ihres kleinen Egos beschäftigt sind, wäre mehr als fachlich unangemessen. Die neuere Forschung untermauert auch die hohe Bedeutung der genetischen Prädisposition, wie auch ihr Zusammenspiel mit den psychosozialen Bedingungen, in denen der Mensch hineingeboren wird und in die er dann später seinen Alltag lebt. Daraus entstehen interaktionelle Strategien, die für diese Bedingungen die bestmögliche Passung bieten (s. a. Sachse, 2018). Eben diese Denke, nämlich nicht von einer (narzisstischen) Persönlichkeitsstörung auszugehen, sondern von Interaktionsstrategien, deren Entwicklung für die Betroffenen in vulnerablen Phasen (überlebens-)notwendig war, und deren Zusammenspiel mit Genetik und Temperament soll der Leitgedanke des Workshops sein.
Ziel Ziel des Workshops ist es, einen guten Überblick über das Konzept des Narzissmus zu geben und die Aspekte zu vertiefen, welche für Beratung und Therapie von besonderer Wichtigkeit sind. Er ist wie ein Lehrbuchkapitel aufgebaut: Anfangs wird überblickshaft die historische Entwicklung des Begriffs in der Klinischen Psychologie/Psychiatrie dargestellt. Es folgen Darstellungen zur Phänomenologie und Diagnostik (ICD-10/-11 und DSM-5) und Vorschläge zur Verwendung von klinisch-diagnostischen Instrumenten. Ätiologische Modellvorstellungen können nachvollziehen helfen, welche Entwicklung dieses Konzept im Verlauf der Zeit in der Fachwelt genommen hat. Abschließend werden therapeutische Modelle und Techniken vorgestellt.
Methoden Neben Beispielen aus der Praxis veranschaulichen Videos das Erklärte. Die Teilnehmenden sind herzlich eingeladen, eigene Kasuistiken und Erfahrungen aus ihrem beruflichen Alltag mitzubringen. Bei entsprechender Bereitschaft können gerne auch Rollenspiele durchgeführt werden.
Zertifizierung Für das Seminar werden von der LPK voraussichtlich 20 Punkte angerechnet.
Zielgruppe
Psychologische und ärztliche Psychotherapeut*innen, Sozialarbeiter*innen, Pflegepersonen
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